Am 14. Oktober 2023 fand in Sta. Maria Val Müstair zum ersten Mal seit vielen Jahrzehnten wieder eine Brächete statt. Die Brächete ist ein alter Brauch, bei dem die gemeinsame Verarbeitung der Flachsernte mit traditionellen Geräten (aus dem Fundus des Klosters St. Johann, extra für dieses Anlass restauriert) im Mittelpunkt steht. Es wurde wieder geriffelt, gebrochen, gehechelt und natürlich gefeiert. Die Besucherinnen und Besucher hatten die Möglichkeit, das manchmal recht mühsame Brechen und Hecheln selbst auszuprobieren. Es wurden 100 Besucher erwartet, es kamen 600! Es ist schön, dass eine alte Tradition wieder auflebt und es ist zu hoffen, dass diese Veranstaltung in den nächsten Jahren wiederholt wird! Soeben erfahren: am 12. Oktober 23024 findet wieder eine Bräcehte statt!.

Die Verarbeitung der Flachspflanze (Flachs) ist aufwendig: Zuerst wird geriffelt: die Kapseln werden mit dem Riffelkamm entfernt. Der nächste Schritt ist das Rotten: Die Stängel werden auf einer Weide ausgebreitet und von Zeit zu Zeit gewendet. Durch die Feuchtigkeit löst sich das Holz von den Fasern. Die Garben werden erhitzt (‘Rösten’), bis sie ganz trocken sind und weiterverarbeitet werden können. Diese Garben lagen für die Besucher bereit. Nun folgt das Brechen auf einem Brechbock. Holz und Fasern werden getrennt. Schliesslich kommt das Hecheln: Die Faserstränge werden mehrmals durch den Hechelkamm gezogen, um letzte Holzstücke und Kurzfasern zu trennen. Dann kann gesponnen und gewebt werden. .... Im Bild oben: Links unten liegen die «gerösteten» Flachsgarben bereit. Links wird am Brechbock gebrochen, rechts am Hechelkamm gehechelt. Sieht einfach aus, ist aber mühsame Arbeit, die viel Konzentration erfordert.

Hier das Prospekt der Brächete:

Hier das Rohmaterial, das zur Verfügung stand:

Hier die Arbeit am Brechbock:

...und schliesslich kann am Spinnrad gesponnen werden: