Die Kirche S. Clemente in Grono hat zwei schöne Sonnenuhren, die aus dem 18. Jahrhundert stammen, jedoch mehrmals restauriert wurden, das letzte Mal gegen Ende der 80’er Jahren.

Sie berühren sich fast über Eck. Eine schmückt die WSW Fassade, die andere die SSO Fassade.

Besonders daran ist, dass die eingezeichnete Stundenlinien bis 23 bzw. 24 Uhr gehen. Scheint die Sonne in Grono etwa bis Mitternacht?

Natürlich nicht! Diese Sonnenuhren geben die „italienische Stunden“ an wobei der Tag jeweils beim Sonnenuntergang am theoretischen Horizont (also ohne Bergen dazwischen) endet bzw. beginnt (Bei Sonnenuntergang ist es 24 Uhr oder 0 Uhr. Für was soll das gut sein? Na ja, die Tage sind während dem Jahr unterschiedlich lang und einem Bauer der auf dem Feld arbeitet nützt wenig zu wissen, dass z.B. 17 Uhr ist, da er die Tagelange nicht unbedingt kennt. Er möchte wissen, wieviele Stunden Licht er noch zur Verfügung hat, um seine Arbeiten vor Dunkelheit-Einbruch zu vollenden. Das ist eben das Geniale an diese „italienische“ Zeitmessung: gleich ob November oder Juni, zeigt die Sonnenuhr z.B 22 h, dann weiss er, dass er noch zwei Stunden hell hat (Sonnenuntergang ist ja bei 24 Uhr). Somit zeigt eine solche Sonnenuhr keine absolute Zeit sondern eine relative Zeit . 22 Uhr wäre im November auf unsere Armbanduhr etwa 15 Uhr, im Juni aber eher ca. 20 Uhr! Die italienische Stunde ist also für eine rurale Gesellschaft ohne künstliche Beleuchtung gedacht.
Die SSO Sonnenuhr zeigt aber auch die wahre Ortszeit (2 Sätze von Stundenlinien)

Aufnahme 2010 Sept 16, 16:20 Uhr