Eine klassische Szene, der Tod Jesu am Kreuz, ist hier dargestellt. Zu seinen Füssen, sind drei Frauen dargestellt (die zwei links leider sehr beschädigt), die wahrscheinlich "die drei Marien" der Tradition sind, die sich auf das Johannes-Evangelium bezieht: Maria, Mutter Jesu, Maria von Magdala (Mutter von Jakobus und Joseph) und Maria von Kleophas.

Unter den Armen des Kreuzes zwei Himmelskörper: links der Mond (mit einem Gesicht, das zu lächeln scheint), rechts die Sonne. Auch wenn in einigen Texten (in der Übersetzung) von "Finsternis" die Rede ist, war eine Finsternis am Tag der Kreuzigung -astronomisch gesehen- nicht möglich: Wir befinden uns am Vorabend des jüdischen Osterfestes, also in der Zeit des Vollmondes, während für eine Sonnenfinsternis ein Neumond notwendig ist. Die beiden Himmelskörper - die wir in dieser Anordnung auch auf antiken Ikonen finden - sind wahrscheinlich ein Hinweis darauf, dass –wie eben bei Vollmond passiert - wenn die Sonne im Westen untergeht der Mond am östliche

Horizont aufgeht – sie stehen also auf gegenüberliegenden Seiten des Horizonts. Es ist interessant festzustellen, dass am 3. April des Jahres 33 n. Chr. (ein Datum, das einige Gelehrte für das wahrscheinliche Datum der Passion halten) gab es eine partielle Mondfinsternis, die aber von Jerusalem aus fast unsichtbar war, ausser in ihrer Endphase. Aber selbst wenn sich der Mond in der Halbschattenzone einer Sonnenfinsternis befindet, neigt seine Farbe leicht zu Rot, während er in der Totalitätsphase eine kupferrote Farbe annimmt. Der Künstler, der wahrscheinlich Zeuge einiger Mondfinsternisse war, malte also der Mond in Rot, als ob er damit andeuten wollte, dass es an diesem Tag besondere astronomische Phänomene gab (wie von einigen Evangelisten berichtet, aber von vielen Exegeten in Frage gestellt).

Kontext: Im oberen Teil des Dorfes Soazza befindet sich das alte Hospiz, ein kubisches Gebäude mit einem kleinem Glockenturm, das von den Franziskanern betrieben wurde, wie die Fresken belegen. Innerhalb der Mauer des Gartens befinden sich in mehreren Nischen Szenen aus der Passion von Jesus. Diese sind jedoch nicht die klassischen 14 Kreuzwegstationen, obwohl einige Szenen logischerweise dieselben sind.