In Deira, einem Ortsteil von Mesocco, der auf einer Terrasse auf der linken Talseite liegt, befindet sich ein kleines Oratorium, das dem Heiligen Philipp Neri geweiht ist. Dieser Heilige, der auch als "Heiliger der Freude" und "Narr Gottes" bekannt ist, lebte zwischen 1515 und 1595. Er versammelte in Rom Strassenkinder um sich und schuf das erste "Oratorium" im Sinne eines Jugendzentrums.

An der Decke über dem Altar befindet sich ein Fresko des Heiligen Geistes in Form einer Taube, umgeben von Engelein, die aus den Wolken gucken. Allerdings sind die Engel nicht so rosig gefärbt, wie man es erwarten würde, sondern fast schwarz. Und auch der Heilige Geist hat leider eher die Farbe einer Amsel als die einer Taube. Es ist schwer vorstellbar, dass der Künstler Engel und Tauben in sehr dunklen Tönen darstellen wollte. Wie ist das zu erklären? Der Grund muss in der Chemie gesucht werden.

Bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts war ein beliebtes Weisspigment das Bleiweiss (basisches Bleicarbonat), das ein ausgezeichnetes Deckvermögen hatte. Neben seiner Giftigkeit hat Bleiweiss aber noch eine weitere unangenehme Eigenschaft. Im Laufe der Zeit verwandelt sich die äussere Schicht durch Schwefelverbindungen in der Luft wie z. B. Schwefelwasserstoff (aus der Luftverschmutzung, insbesondere aus Naphtha und Diesel), in Bleisulfid, das - wie man weiss- bräunlich-schwarz ist, genau wie die Farbe der Engel, die wir hier sehen.